Klar, im Meer schwimmen Millionen Tonnen Plastik – und das Recycling lässt zu wünschen übrig: Wahrscheinlich ahnst du längst, wie sehr Kunststoffe unsere Umwelt belasten. Ein Blick auf die folgenden Fakten zeigt jedoch, dass Produktion und Auswirkungen noch gravierender sind, als viele Menschen denken.
Mach dich bereit für 19 Tatsachen, die zwar traurig stimmen, aber trotzdem zur Allgemeinbildung gehören sollten: Weil sie uns hoffentlich die Kraft schenken, endlich etwas zu unternehmen.
Inhaltsverzeichnis
Die Entwicklung von Plastik
1. Der erste Kunststoff wurde um 1860 von Alexander Parkes hergestellt – aus Zellulose. Wenig später ersetzte John Wesley Hyatt Elfenbein und Schildblatt in Billardkugeln oder Kämmen durch ein Gemisch aus Zelluloid, Kampfer und Alkohol. 1907 erfand Leo Hendrik Beakleland schließlich den ersten rein synthetischen Kunststoff.
2. Bis zur Mitte des 20. Jahrhundert waren Kunststoffe ein Nischenprodukt. Erst, als klar wurde, dass sich Abfälle der Chemieindustrie für die PVC-Herstellung nutzen lassen, breitete sich dieses rasant aus – auch, weil Plastik damals als schick, sauber und modern galt.
3. In nur 65 Jahren – zwischen 1950 und 2015 – wurden 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert. Über die Hälfte davon seit 2000. Die Produktion schnellte von 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr auf fast 400 Millionen Tonnen hoch. Prognosen zufolge könnte die Jahresmenge bis 2050 auf über eine Milliarde Tonnen steigen.
Recycling von Plastik
4. Nur 9 Prozent des jemals hergestellten Plastiks wurde recycelt. Etwa 12 Prozent sind in Verbrennungsanlagen gelandet – und 79 Prozent in Deponien oder der Umwelt. Wenn du denkst, dass die Dinge in Deutschland besser ständen (Recyclingweltmeister und so), müssen wir dich leider enttäuschen: 2017 lag die Recyclingquote bei nur 15,6 Prozent.
5. In offiziellen Zahlen scheint sich Deutschland um ein großflächiges Recycling zu bemühen. Der Clou: Ein Teil des Mülls wird in andere Länder exportiert – und fließt anschließend in die Recyclingstatistik ein.2018 waren es ca. 740.000 Tonnen Plastik, das unter anderem nach Malaysia, Hongkong, Indien, Indonesien oder Vietnam geschifft wurde – damit gehört Deutschland zu den größten Exporteuren.
So wirkt sich Plastik auf das Klima aus
6. Stoppen wir die Plastikproduktion nicht endlich, pusten Kunststoffe bis 2050 ca. 56 Gigatonnen Treibhausgase in die Atmosphäre – 10 bis 13 Prozent des verbleibenden CO2-Budgets, wenn wir das 1,5-Grad-Ziel erreichen wollen.
7. Allein die Textilindustrie belastet unser Klima mit jährlichen 706 Milliarden Tonnen CO2 – und hier betrachten wir ausschließlich die Herstellung von Polyesterfasern. Eine enorme Menge, die rund 185 Kohlekraftwerke oder 149 Millionen Autos im Jahr ausstoßen.
8. 2019 verursachte jeder deutsche Bürger 76 Kilogramm Plastikmüll. Der überwiegende Teil davon (ca. 38 Kilo) entfällt auf Verpackungen – 15 Kilo mehr als im EU-Durchschnitt. Kaufst du öfter Zero Waste ein, machst du also einen großen Unterschied!
9. Kunststoffe kurbeln den Klimawandel ordentlich an: Bei der Entsorgung fallen ca. 161 Millionen Tonnen CO2 an, bei der Verarbeitung 535 Millionen Tonnen und bei der Herstellung 1085 Millionen Tonnen – insgesamt entstehen hier also rund 1781 Millionen Tonnen Treibhausgase.
Wie Plastik unsere Gesundheit und Umwelt gefährdet
10. Die Plastikverschmutzung an Land ist 4- bis 23-mal höher als im Meer. Weltweit gelangen allein durch Klärschlamm hunderttausende Tonnen Mikroplastik in die Böden. So überrascht es kaum, dass Untersuchungen eines Ackers in Franken pro Hektar durchschnittlich 206 Plastikpartikel zu Tage förderten – die früher oder später auf unseren Tellern landen. Trotzdem fehlen hier breitflächige Forschungen.
11. Über Atmung, Haut oder Mund nehmen wir kontinuierlich Mikroplastik auf – und damit Chemikalien und Schadstoffe wie Benzol, hormonell wirksame Substanzen, Dioxine, Schwermetalle oder Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe. Die gesundheitlichen Folgen reichen von Reproduktionsstörungen und Augenirritationen bis zu Krebs, Diabetes und Nervenschäden.
Die Verwendung von Plastik
12. Drei Millionen Tonnen Plastikmüll im Jahr gehen auf ein einziges Unternehmen zurück: Coca Cola – global betrachtet entstehen hier jedes Jahr 88 Milliarden Einwegflaschen.Reiht man diese aneinander, würden sie 31-mal zum Mond und wieder zurückreichen. Platz zwei belegt übrigens Nestlé (1,7 Millionen Tonnen), Platz drei geht an Danone (0,75 Millionen Tonnen) und Platz vier an Unilever (0,61 Millionen Tonnen).
13. Mehr als 40 Prozent aller Kunststoffe verwenden wir nur ein einziges Mal – und schmeißen sie dann weg. Das entspricht ca. 160 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr und 800 Millionen Tonnen nach fünf Jahren. Gebrauchtwaren aus Plastik enden nach ca. drei Jahren im Müll, Textilien nach fünf Jahren und Elektronik nach acht Jahren. Am längsten halten Kunststoffe im Bausektor durch – hier sind es 35 Jahre.
14. Hast du dich schonmal gefragt, was wir mit dem ganzen Plastik eigentlich machen? Hier die Antwort: Von insgesamt 407 Millionen Tonnen pro Jahr landen…
– … 3 Tonnen in Industriemaschinen
– … 18 Tonnen in der Elektronik
– … 27 Tonnen in Transport & Verkehr
– … 42 Tonnen in Gebrauchswaren
– … 47 Tonnen in Textilien
– … 65 Tonnen im Bausektor
– … 146 Tonnen in Verpackungen- … 59 Tonnen in sonstigen Bereichen
Wie Plastik Lebensräume zerstört
15. Rund 10 Millionen Tonnen Plastik gelangen jährlich ins Meer – 90 Prozent davon über Flüsse. Strömungen reißen den Abfall mit und lassen Müllinseln von gigantischem Ausmaß entstehen. Expert*innen schätzen den Great Pacific Garage Patch auf eine Größe von 700.000 bis 15.000.000 Quadratkilometer – damit übertrifft er ggf. die Landfläche Europas. Was wir hier sehen, ist allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Auf der Meeresoberfläche treiben ca. 210.000 bis 439.000 Tonnen Kunststoff – im offenen Meer sind es 34 Millionen Tonnen, an den Küsten und auf dem Meeresboden 29 Millionen Tonnen und im Küstengewässer weitere 23 Millionen Tonnen.
16. Weltweit leiden über 2200 marine Arten an der Vermüllung ihres Lebensraum – sie nehmen Kunststoff auf und verhungern mit vollem Magen oder verstricken sich bis zur Bewegungsunfähigkeit. Besonders tragisch: Viele dieser Tiere sind bereits vom Aussterben bedroht – 54 von 120 Säugetieren der Roten Liste gehören dazu.
17. Ein Blick auf vermüllte Küstenabschnitte zeigt: Es sind Verpackungen und Einwegprodukte, die am häufigsten angespült werden – zum Beispiel Zigarettenkippen, Tüten, Getränkeflaschen, Deckel und Verschlüsse, Wattestäbchen oder Schnüre.
Die Zukunft von Plastik
18. Weniger als 40 Prozent der „Bio-Kunststoffe“ lassen sich tatsächlich biologisch abbauen – auf den eigenen Kompost geworfen, überdauern sie alle anderen Abfälle, ohne die Kompostqualität zu erhöhen; in industriellen Anlagen werden sie aussortiert und verbrannt.
19. Eine repräsentative Umfrage zeigt, dass sich die meisten Bundesbürger*innen eine striktere Plastik-Regulierung durch die Politik wünschen: Nur 14 Prozent empfinden das EU-Verbot von Einweg-Plastikartikeln als ausreichend oder zu weitreichend. 84 Prozent möchten, dass Mikroplastik in Kosmetik- und Reinigungsprodukten verboten werden. 98 Prozent fordern höhere Strafen für Konzerne, die Plastikmüll in der Umwelt entsorgen, 91 Prozent ein Verbrot von Müllexporten in Länder mit unzureichenden Umwelt- und Sozialstandards.
Fazit: Eine Katastrophe für Umwelt, Tiere & Menschen
Die Vermüllung unseres Planeten hat unvorstellbare Ausmaße angenommen – mittlerweile reihen sich bei der Plastikproduktion so viele Nullen aneinander, dass sich die Kunststoffkrise kognitiv kaum erfassen lässt. Klar ist jedoch: Sie belastet uns alle – Tiere, Umwelt und auch unsere Gesundheit.
Umso mehr freuen wir uns, wenn du dich für ein kunststoffarmes Leben entschieden hast und hoffen, dass die Politik bald endlich nachzieht.
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