Weniger Fleisch essen, Ökostrom beziehen oder das Auto stehen lassen – alles Tipps, die du längst kennst. Aber: In manchen Bereichen verstecken sich Energie- und Plastikschleudern, von denen du vielleicht noch nicht gehört hast. Neun davon decken wir im Folgenden auf.
Inhaltsverzeichnis
Schuhsohlen
Mikroplastik bringt ganze Ökosysteme durcheinander – das wusstest du längst. Aber ahnst du auch, woher es wirklich kommt? Es sind gar nicht Peelings und andere Kosmetika, die unsere Gewässer im großen Maß verschmutzen.
Deutlich schlimmer: Autoreifen. Und Schuhsohlen. Mit jedem Schritt reiben sich winzige Partikel ab – läufst du viel, verschwindet das Profil irgendwann. Rund 100 Gramm Mikroplastik gelangen auf diese Weise (pro Kopf und Jahr!) in die Umwelt, hat das Fraunhofer-Institut ausgerechnet.
Möchtest du an dieser Stelle Kunststoff sparen, bevorzuge Sohlen aus Naturkautschuk, Kork oder anderen Ökomaterialien.
Kunststoffkleidung
Jedes Mal, wenn du deine Outdoor-Kleidung wäschst, spülst du ca. 130.000 Plastikfasern den Abguss herunter. Zwar sind Textilien für nur 2 Prozent des Mikroplastiks verantwortlich – es lohnt sich trotzdem, Baumwolle, Hanf oder Leinen zu tragen.
Denn: Anders als Plastikpartikel aus Kosmetika sind die Fasern so winzig, dass Kläranlagen sie nicht herausfiltern können. Sie gelangen also mit dem Wasser zurück in die Natur und werden von den Flüssen irgendwann ins Meer gespült.
Zum Glück gibt es mittlerweile tolle Alternativen zu Fleece. Möchtest du lieber deine gewohnten Outdoor-Klamotten tragen, wirf einen Blick auf den Guppyfriend-Waschbeutel – dieser fängt die Fasern auf, sodass du sie im Hausmüll entsorgen kannst.
Internet
Egal, ob YouTube, Netflix, soziale Netzwerke, Spotify oder E-Mails – jeder Klick im Internet verschlingt Energie und pustet Kohlendioxid in die Atmosphäre. Wäre das Netz ein Land, würde es im internationalen Vergleich Platz sechs der größten Stromverbraucher belegen.
Schließlich lagern die Daten auf riesigen Servern. Diese verbrauchen jede Menge Strom und produzieren Wärme – damit sie zuverlässig funktionieren, müssen die Räume auf 22 bis 24 Grad gekühlt werden.
Würden alle Server mit Ökostrom laufen, wäre dieser Punkt hinfällig – und das passiert zukünftig hoffentlich. Bis dahin kannst du hier und da ein bisschen Strom sparen:
- speichere deine Musik offline ab, anstatt sie jedes Mal zu streamen
- melde dich von Newslettern ab, die ohnehin ungelesen in der Tonne landen
- nutze Ecosia als Suchmaschine
- wenn du die Wahl zwischen Netflix und einer DVD hast, entscheide dich für Letzteres
- reduziere beim Streaming die Auflösung und somit die Datenmenge
- nutze einen nachhaltigen E-Mail-Anbieter wie Posteo
- lasse eigene Webseiten über ökologisch betriebenen Webspace laufen
- deaktiviere den automatischen Start von Videos
- speichere Fotos und Videos auf USB-Sticks, anstatt sie in eine Cloud zu laden
- bevorzuge die reine Audiodatei und verzichte wo möglich auf Musikvideos
- bei der Greenpeace Studie „Clicking Green“ (2017) steht vor allem Amazon in der Kritik – weiche hier gerne auf Alternativen aus
Süßstoffe
Desserts ohne Zucker – ein Traum vieler Naschkatzen, der sich vor langer Zeit erfüllt hat. Den Pudding mit ein paar Spritzern Sucralose abschmecken und fertig ist der Genuss ohne Reue. Oder?
Ob künstliche Süßmacher für unsere Gesundheit bedenklich sind, wird kontrovers diskutiert. Klar ist aber: Sie reichern sich in Gewässern an.
Untersuchungen fanden 0,29 Mikrogramm/Liter Acesulfam-K in der Elbe, im Lübecker Klärwerksauslauf waren es 0,64 Mikrogramm. Natürlicher und trotzdem kalorienarm kannst du deine Desserts mit Steviablättern oder Birkenzucker süßen.
Expressversand
Ist praktisch, belastet aber unsere Umwelt: der Expressversand. Soll dein Paket schon morgen (oder gar in den nächsten Stunden) vor der Tür stehen, werden ausgeklügelte Lieferstrecken mit vollgeladenen LKWs über Bord geworfen – stattdessen fährt der Wagen unnötige Schleifen oder hat nur wenige Pakete im Laderaum. Und das kostet natürlich CO2.
Mit dem Standardversand tust du der Umwelt sogar Gutes. Denn: Liefert ein LKW mehrere Bestellungen aus, legt er weniger Kilometer zurück, als deine Nachbarn und du es täten, wenn ihr einzeln zum Laden fahren würdet.
Weitere Gründe, warum Online-Shopping nachhaltiger ist, als du wahrscheinlich denkst, erfährst du in diesem Blogbeitrag.
Heimliche Kohleinvestments
Vielleicht finanziert dein Geld Kohlekraftwerke – obwohl du Ökostrom beziehst. Wie das möglich ist? Über Banken. Konventionelle Institute investieren in Unternehmen und Projekte, denen du freiwillig keinen Cent zahlen würdest: Angefangen von der Atomlobby, bis zu diktatorischen Regimes oder Waffenkonzernen.
Wie dein Erspartes die Welt verbessert (ohne dass du einen Finger rühren musst!), verraten wir dir in unserem Blogbeitrag zum Thema Ökobanken. Versprochen: Der Wechsel geht schnell und die Kontoführungsgebühren sind kaum höher als Cappuccino + Kuchen in deinem Lieblingscafé.
Kryptowährungen
Ein weiterer Stromfresser auf unserer Liste: Kryptowährungen – allen voran der Bitcoin. Um diesen zu gewinnen, müssen Computer hochkomplexe Rechenaufgaben lösen („Mining“).
Hier kommen riesige Serverfarmen zum Einsatz, meisten betrieben mit (du ahnst es) fossilen Brennstoffen. Und: Je mehr „Miner“ nach den digitalen Münzen schürfen, desto schwieriger wird die Rechenaufgabe – und der Energieverbrauch steigt.
Tipp: Möchtest du dein Geld investieren, wirf einen Blick auf nachhaltige Aktien. Anders als Kryptowährungen schwanken diese weniger und relevante Entwicklungen lassen sich besser einschätzen.
Flaschenwasser
1,5 Millionen Tonnen Plastik. Und 1,5 Millionen Barrel Öl. Diese Mengen braucht es (und zwar jährlich!), um unsere Wasserfalschen zu produzieren.
„Zum Glück trinke ich nur aus Glasflaschen!“, möchtest du jetzt vielleicht rufen. Tatsächlich lassen sich diese häufiger befüllen und am Ende ihres Lebens hervorragend recyceln – während die meisten Pfandflaschen nach einmaliger Verwendung in der Verbrennungsanlage landen.
Ein Problem bleibt leider bestehen: der Transport in den Supermarkt. Weil Glasflaschen mehr wiegen und deswegen den Benzinverbrauch in die Höhe treiben, schneiden sie an dieser Stelle sogar schlechter ab.
Kurz: Kein Getränk ist nachhaltiger als Leitungswasser. Möchtest du dein Wasser weiterhin kaufen, sind Pool-Flaschen die umweltfreundlichste Wahl. Einheitlich gestaltet, werden sie von verschiedenen Abfüllern genutzt – das wiederum senkt die Transportwege erheblich.
Du erkennst sie an ihrem klassischen Aussehen: sie umfassen 0,7 Liter, sind mittig eingeschürt und am oberen Teil genoppt.
Toilettenpapier
Bäume fällen, um ihr Holz in Klopapier zu verwandeln – ein Gedanke, der Umweltfreund*innen Gänsehaut beschert. Leider kommt es noch schlimmer. Denn: Meistens stammen die Fasern von Eukalyptusbäumen. Damit wir hier strahlend weißes Hygienepapier kaufen können, müssen in Chile, Brasilien und Uruguay riesige Waldgebiete weichen.
Dabei haben blinde Tests gezeigt: Die Wenigsten merken, ob ihr Papier aus recycelten oder frischen Fasern hergestellt wurde – dass Ökoprodukte zu dünn oder rau wären, stimmt schon lange nicht mehr.
Tipp: Der SWR-Marktcheck hat eine interessante Kurzreportage zu diesem Thema gedreht. Du kannst sie dir hier ansehen:
Fazit: „Umweltsünden“ lauern überall
Während manche Dinge unseren Planeten völlig offensichtlich belasten, tun andere es im Verborgenen – das hat dir dieser Beitrag gezeigt. Du kennst weitere heimliche Umweltsünden? Lass uns an deinem Wissen teilhaben und erwähne sie in den Kommentaren!
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