Du möchtest umweltfreundlich leben, jedoch ohne auf dein Smartphone oder den Laptop zu verzichten. Aber: Lässt sich das überhaupt vereinen? Hier nehmen wir das Thema „nachhaltige Elektronik“ genauer unter die Lupe und klären…
- warum unsere Geräte oft zum Problem werden
- wie Hersteller*innen die Lebensdauer von Waschmaschinen und Co verkürzen
- was du tun kannst, um deine Elektronik ökologischer zu gestalten
Inhaltsverzeichnis
Der wahre Preis: Was unsere Elektronik wirklich kostet
Smartphones und Co kosten zwar Geld – wenn wir genauer hinsehen, zeigt sich aber schnell: Den wahren Preis bezahlen zum einen Menschen, die im Herstellungsprozess verwickelt sind und zum anderen unsere Umwelt. Warum Elektronik auch für Verbraucher*innen zum Problem wird, erfährst du am Ende dieser Passage.
Umwelt: Wie der Abbau seltener Rohstoffe unserem Planeten schadet
In Handys und anderen elektronischen Geräten verbirgt sich ein kleiner Schatz: Wertvolle und manchmal sogar seltene Metalle wie Kobalt, Coltan, Gold, Tantal oder Zinn.
Für den Abbau werden Urwälder gerodet und Berge gesprengt. Um die Edelmetalle aus dem Gestein zu lösen, kommen anschließend giftige Stoffe zum Einsatz – gelangen diese in die Umwelt (und das passiert relativ häufig), verseuchen sie Böden und Gewässer.
Ebenfalls problematisch: Die Rohstoffförderung verschlingt ungeheure Mengen Energie und stößt entsprechend viel CO2 in die Atmosphäre.
Menschen: Wie unsere Elektronik bewaffnete Konflikte & Menschenrechtsverletzungen fördert
Im Kongo verschärft der Rohstoffabbau eine korrupte Regierung, die Finanzierung von Waffen und Konflikte, in denen Gruppen um Bodenschätze kämpfen. Offiziell ist der Kongokonflikt zwar seit 2008 beendet, die Auseinandersetzungen bestehen jedoch weiterhin fort und haben bereits mehr als 5 Millionen Leben gefordert.
Die massiven Umweltschäden wiederum verunreinigen Wasser und Böden bis zur Unbrauchbarkeit – und vernichten damit die Lebensgrundlage der Bauer*innen und Einheimischen.
Auch die Gesundheit der Menschen leidet: Im Umfeld der Minen erkranken Bewohner*innen vermehrt an chronischen Beschwerden, während die Bergarbeiter*innen den gefährlichen Arbeitsbedingungen schutzlos ausgesetzt sind, Helme oder Handschuhe tragen sie meist nicht.
Häufig sind es sogar Kinder, die in solchen Minen eingesetzt werden – sie arbeiten mit bloßen Händen, Macheten oder Spaten, verbringen bis zu 24 Stunden unter Tage und verdienen dabei 1 bis 2 US-Dollar am Tag. Erwachsene Bergarbeiter*innen kommen auf zwei bis vier Euro am Tag: Während Bergbaufirmen und Rohstoffhändler durch die hohe Nachfrage enorme Gewinne machen, bleibt den Familien vor Ort kein Geld, um ausreichend Lebensmittel oder Medikamente zu kaufen.
Wie real diese Probleme sind, zeigt eine einzige Zahl: 50. So viel Prozent des Kobalts auf dem Weltmarkt werden im Kongo abgebaut, sagt Amnesty. Es ist also wahrscheinlich, dass es (über Umwege) sogar in Unternehmen gelangt, die sich gegen Rohstoffe aus solchen Minen aussprechen.
Verbraucher*innen: Wie Hersteller*innen dich zum Neukauf drängen
Erst vor zwei Jahren gekauft und schon kaputt – auch für Endverbraucher*innen kann Elektronik zum Ärgernis werden, insbesondere dann, wenn Dinge wie „geplante Obsoleszenz“, „funktionale Obsoleszenz“ oder „right to repair“ ins Spiel kommen: Sie alle verkürzen letztendlich die Lebensdauer bzw. fördern einen vorschnellen Austausch des Geräts.
Geplante Obsoleszenz: Liegt vor, wenn Hersteller*innen „Sollbruchstellen“ einbauen – das Gerät geht frühzeitig kaputt und muss erneuert werden. Ob und inwiefern geplante Obsoleszenz vorkommt, bleibt ein Streitpunkt. Allerdings lässt sich kaum verleugnen, dass die Industrie wenig Interesse an Modellen mit jahrzehntelanger Lebensdauer hegt.
Funktionale Obsoleszenz: Smarte Geräte brauchen regelmäßig Updates – werden diese nicht mehr zur Verfügung gestellt, handelt es sich um funktionale Obsoleszenz. Betroffene Modelle büßen häufig an Geschwindigkeit ein und manche Anwendungen können fortan nicht oder nur eingeschränkt genutzt werden. Besonders problematisch auch deswegen, weil immer mehr Geräte smarte Funktionen bekommen – zum Beispiel Kühlschränke, Autos oder Waschmaschinen.
Right to repair: Viele Hersteller*innen bauen ihre Geräte so komplex, dass Endkund*innen einzelne Teile (zum Beispiel den Akku) nicht eigenständig austauschen können. Hier bleiben nur zwei Möglichkeiten: Der kostspielige Gang zum Profi oder die Mülltonne.
Das „Right to repair“ soll Reparaturen attraktiver machen – durch längere Garantien, garantierte Ersatzteile und einem besseren Zugang zu Informationen. Einige Länder wie Frankreich haben bereits Label eingeführt, welche die Reparierbarkeit eines Produktes auf einer Skala von 1 bis 10 bewertet. Hoffentlich folgen zukünftig viele Regierungen diesem Beispiel!
Gute Neuigkeiten: Seit dem 01. März 2021 ist eine neue EU-Ökodesign-Richtlinie in Kraft getreten. Diese legt unter anderem fest, dass Ersatzteile für verschiedenste elektronische Geräte künftig auch noch sieben bis zehn Jahre nach Markteintritt des Produkts verfügbar sein müssen und mit „allgemein verfügbaren Werkzeugen und ohne dauerhafte Beschädigung am Gerät ausgewechselt werden können“. Entsprechende Reparaturanleitungen müssen den Kund:innen im Internet zur Verfügung gestellt werden.
So werden deine Elektronikgeräte nachhaltiger: 5 Tipps
Ja, unsere Handys, Laptops, Waschmaschinen und Co verursachen soziale und ökologische Probleme. Die gute Nachricht: Es gibt Alternativen. Welche das sind und wie du deine elektronischen Geräte nachhaltiger gestaltest, erfährst du hier.
Kaufe ökologische und faire Geräte
Abseits der üblichen Elektronikkonzerne findest du kleine Hersteller mit großen Zielen: Handys und andere Geräte produzieren, die für Mensch und Natur verträglich sind. Sie verzichten zum Beispiel auf Konfliktrohstoffe, tragen Siegel wie den Blauen Engel oder bauen ihre Modelle so, dass sich einzelne Teile leicht austauschen lassen – um sie zu reparieren oder aufzurüsten. Momentan gibt es in dieser Kategorie leider nur zwei Firmen: Fairphone und ShiftPhone. Letztere stellt neben Handys auch ein Notebook her.
Sieh dich auf Second-Hand-Plattformen um
Bisher ist die Auswahl nachhaltig produzierter Geräte überschaubar – allerdings gibt es eine tolle Alternative: Second-Hand-Elektronik. Diese wurde ohnehin schon hergestellt, also sparst du Rohstoffe, Energie sowie Geld und bewahrst obendrauf ein Gerät vor dem Müll. Damit du möglichst lange Freude an deinem gebrauchten Handy oder Laptop hast, empfehlen wir dir den Kauf über Händler*innen anstelle von privaten Verkäufern, z. B. bei Rebuy. Diese prüfen den Zustand des Geräts, überarbeiten es gegebenenfalls und geben dir manchmal sogar eine Garantie.
Entscheide dich für das richtige Modell – und behandele es gut
Je länger du deine elektronischen Geräte behältst, desto nachhaltiger werden sie – ganz egal, unter welchen Umständen du sie erworben hast. Mach dir vor dem Kauf deswegen eine Liste mit allen Voraussetzungen, die das Handy oder der Laptop erfüllen sollte.
Zockst du beispielsweise sehr gerne, braucht der PC eine ordentliche Grafikkarte. Bist du hingegen viel unterwegs, passt ein leichter Laptop mit kleinem Bildschirm wahrscheinlich besser zu dir.
Richtig ausgewählt, bekommst du ein Gerät, das dich lange glücklich macht. Vorausgesetzt, du behandelst es gut – pflege den Akku, schütze es mit Hüllen und Folien und sorge für genug Sicherheitsabstand zu Gefahrenquellen wie Tischkanten oder Wassergläsern.
Gerade bei nachlassender Akkukapazität werden viele Smartphones ausgetauscht. Deswegen hier die wichtigsten Faustregeln:
- schließe das Gerät ans Stromkabel, sobald der Ladestand auf 20 bis 30 Prozent sinkt – vermeide ein vollständiges Entladen des Akkus.
- bestenfalls bewegt sich die Prozent-Anzeige immer zwischen 30 und 80 Prozent – lade den Akku nicht ganz auf.
- bewahre das Gerät weder an zu warmen (40 Grad), noch an zu kalten (5 Grad und kälter) Orten auf.
„Qualität kostet“ – stimmt nicht immer, hier oft aber schon
Wenn du auf der Suche nach einem neuen Gerät bist und dir die Angebote zu günstig erscheinen – hinterfrage sie! Sehr wahrscheinlich wurden hier minderwertige Teile eingesetzt, denn Waschmaschinen, Computer oder Kühlschränke benötigen eine komplexe Elektronik und die kostet eben.
Findest du eine Bohrmaschine für 15 Euro, während andere Modelle von namhaften Hersteller*innen rund 200 Euro kosten, solltest du definitiv misstrauisch werden: Wie lange soll ein solches Modell wirklich funktionieren? Die Versuchung eines Schnäppchens mag groß sein, gerade bei Elektronik haben günstige Preise meistens jedoch ihren Grund.
Gehe Billigprodukten deswegen lieber aus dem Weg. Eine hochwertige Verarbeitung, Güte- oder Sicherheitssiegel, unabhängige Testergebnisse (zum Beispiel von Stiftung Warentest), glaubwürdige Produktempfehlungen (zum Beispiel aus Foren) und lange Garantien sind gute Hinweise für solide Qualität.
Entsorge defekte Elektronik richtig
Ist dein Gerät kaputt, freut sich die Umwelt, wenn du es reparieren lässt. Sollte jedoch nichts mehr helfen, dann entsorge es richtig – nur so können die Rohstoffe recycelt und zurück in den Kreislauf gegeben werden, wodurch wiederum weniger Kobalt und Co abgebaut werden muss.
Bring sie deswegen zum Wertstoffhof, lass sie vom Sperrmüll abholen oder gib sie im Handel ab – sowohl stationäre Läden als auch Onlineshops sind zur Rücknahme von Kleingeräten (Kantenlänge unter 25 Zentimeter) verpflichtet.
Bildnachweis:
©pexels / skitterphoto
Quellen:
https://reset.org/knowledge/umweltproblem-mobiltelefon
https://www.dw.com/de/kongo-kinderarbeit-für-smartphones/a-39187274
https://www.umwelt-im-unterricht.de/hintergrund/handyproduktion-umweltfolgen-und-arbeitsbedingungen/
https://www.verbraucherzentrale.nrw/wissen/umwelt-haushalt/nachhaltigkeit/rohstoffabbau-schadet-umwelt-und-menschen-11537