Zu Ökostrom wechseln oder lieber nicht? Vielleicht spielst du schon seit einiger Zeit mit diesem Gedanken – hast aber allerlei Fragen: Lohnt sich der Öko-Tarif wirklich? Ist das nicht viel zu teuer und aufwändig? Und welchen Anbietern kann man vertrauen?
Das alles und mehr verraten wir dir im Folgenden. Sei gespannt und erfahre mehr darüber, was Solarkraft und Co kosten und wie einfach der Wechsel funktioniert.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Ökostrom überhaupt?
Ökostrom = Strom aus erneuerbaren Quellen, ist doch klar. Oder? Leider nein – in Deutschland gibt es keine gesetzlich verankerte Definition und sogar Umweltschutzorganisationen sind sich uneins (einige wollen Wasserkraft aufgrund der teilweise enormen Folgen auf Ökosysteme nicht dazuzählen).
Heißt: Augen auf beim Ökostrom-Kauf! Denn reichlich Anbieter runden ihren Kohle-Atom-Mix mit etwas Solarkraft ab und sprechen fortan von nachhaltigem Strom. Wirklich umweltfreundlich ist dieser jedoch erst, wenn er zu 100 % auf Kohle, Gas und Öl verzichtet und stattdessen auf Ökoquellen wie Wind, Sonne oder Wasser setzt.
Um etwas Licht in den Greenwashing-Dschungel zu bringen, haben verschiedene Institutionen Siegel entwickelt. Der TÜV Süd vergibt beispielsweise vier Label:
- EE01: 100 % Strom aus erneuerbaren Quellen, unbestimmte Zusammensetzung.
- EE02: 100 % Strom aus Wasserkraft.
- UE01: Mindestens 50 % Strom aus erneuerbaren Quellen, der Rest darf mit Kraft-Wärme-Kopplung aufgefüllt werden.
- UE02: Mindestens 50 % Strom aus erneuerbaren Quellen, der Rest darf mit Kraft-Wärme-Kopplung aufgefüllt werden – auch aus älteren Kraftwerken.
Wenn du auf der Suche nach richtigem Ökostrom bist, entscheide dich unbedingt für einen zertifizierten Hersteller – nur so kannst du sicher sein, tatsächlich für Solarkraft, Wind und Co zu bezahlen. Am Ende dieses Artikels verraten wir dir zehn besonders vertrauenswürdige Anbieter.
Bis zu 120.000 Tonnen weniger Treibhausgase – warum sich der Wechsel wirklich lohnt
Rund 85 % der deutschen Treibhausgase gehen auf eine einzige Sache zurück: Unsere Energieerzeugung- und Nutzung. 40 % davon fallen auf die Energiewirtschaft (öffentliche Strom- und Wärmeerzeugung, Raffinerien), es folgen die Bereiche Verkehr (20 %), Industrie (15 %), private Haushalte (10 %) und der Gewerbe- sowie Dienstleistungssektor (5 %).
Wenn wir die Erderwärmung auf 1,5 oder 2 Grad reduzieren möchten, geht es also nicht anders: Wir brauchen mehr Ökostrom – er hilft uns Jahr für Jahr, 720 Millionen Tonnen Treibhausgase zu sparen. Von diesen 720 Millionen entfallen 84 Millionen Tonnen auf private Haushalte. Wer der Umwelt Gutes tun möchte, kann das mit Ökostrom also unglaublich effizient tun!
Denn: Eine Kilowattstunde Kohle stößt etwa 940 Gramm CO2 in die Atmosphäre, bei Erdgas sind es 350 bis 500 Gramm – und wirklich viel mit einer kWh anfangen kannst du nicht. Die Menge genügt etwa, um ein Abendessen für vier Personen zu kochen, eine A+++-Waschmaschine 1,5-mal laufen zu lassen, zwölf Hemden zu bügeln, einen Kuchen zu backen oder um den Kühlschrank zwei Tage lang mit Strom zu versorgen.
So kommt es, dass wir pro Kopf und Jahr ca. 1300 Kilowattstunden verbrauchen – fließt Kohlestrom aus der Steckdose, entstehen dabei 1222 Kilo Treibhausgase. Lebt ihr zu viert, steigt diese Zahl auf knapp 5000 Tonnen. Die gute Nachricht: Wenn ihr euch noch heute für Ökostrom entscheidet, spart ihr in 25 Jahren über 120.000 Tonnen Treibhausgase.
Ökostrom vs. Kohle- und Atomkraft: Der Kosten-Vergleich
Ja, Ökostrom entlastet unseren Planeten enorm. Aber gilt das auch für deinen Geldbeutel?
Kommt drauf an.
Manchmal sparst du ein paar Euro, manchmal zahlst du ein paar Euro mehr. Aber: Wir bewegen uns hier in kleinen Bereichen – dass Grünstrom deutlich teurer wäre, stimmt also definitiv nicht! Und langfristig betrachtet werden die Preise für Wind und Co wahrscheinlich weiter sinken.
Je nach Anbieter liegt der monatliche Grundpreis zwischen 9,70 Euro (Naturstrom) und 14,37 Euro (Lichtblick). Dazu kommen kwh-Preise von 27,95 (Naturstrom) bis 29,63 Cent (Polarstern).
Zum Vergleich: Bei dem günstigen Strommix von Eon zahlst du 12,91 Euro Grundpreis und 27,56 Cent pro kwh. Sogar wenn du von Eon (besonders billig) zu Polarstern (etwas teurer) wechselst, liegen die Mehrkosten am Ende des Jahres lediglich bei 16,30 Euro (inkl. Grundpreis berechnet).
16,30 Euro – also 1,35 Euro pro Monat! – für so viel weniger Treibhausgase und so viel mehr Umweltschutz. Grund genug, das Gerücht des ach-so-teuren-Ökostroms genauer unter die Lupe zu nehmen und den Tarif in deiner Region zu prüfen!
Und: Es gibt effiziente Möglichkeiten, Strom und somit Geld zu sparen. Zum Beispiel, indem du einen Wasserspar-Duschkopf installierst, Dämmfolie auf die Fenster klebst, undichte Rahmen abdichtest oder Dämmplatten hinter die Heizungen hängst.
Vertrauenswürdig und nachhaltig: Die 10 besten Anbieter
Einfach zu irgendeinem Ökostrom-Anbieter wechseln? Auch damit schützt du die Umwelt. Aber: Viele Hersteller kaufen ihre Solar- und Windenergie in anderen Ländern, während sich „echte“ Ökostrom-Anbieter aktiv am Ausbau von Erneuerbaren Energien beteiligen und auf diese Weise die Energiewende vorantreiben.
Darüber hinaus stammt der dazu gekaufte Strom häufig aus alten Wasserkraftwerken – welche die Umwelt ebenfalls belasten können. Und: Bei Vattenfall, Eon, EnBW und RWE (oder deren „grünen“ Tochterfirmen unter einer Vielzahl von Decknamen) steckst du dein Geld in Unternehmen, die zwar Öko-Tarife haben mögen, den Gewinn jedoch auch in Atom- und Kohlekraftwerke investieren.
Kurz: Irgendwie alles suboptimal. Besser: „Echter“ Ökostrom von Anbietern, die…
- …auf 100 % Strom aus erneuerbaren Energien setzen
- …sich nicht an Atom- oder Kohlekraftwerken beteiligen
- …den Ausbau erneuerbarer Energien belegt fördern.
Du hast keine Lust, dich durch den Dschungel an Anbietern zu wühlen und diese drei Kriterien zu prüfen? Musst du auch nicht. Hier verraten wir dir zehn Top-Ökostrom-Produzenten, mit denen du nichts falsch machen kannst – und von denen du manche vielleicht noch gar nicht kanntest:
- Bürgerwerke
- EWS Schönau
- Fair Trade Power
- Polarstern
- Mann Strom
- Naturstrom AG
- Ökostrom+
- Prokon Strom
- Enspire Grüner Strom
- Greenpeace Energy
Fazit: Gerne noch heute wechseln – in unter einer Stunde
Ein Wechsel lohnt sich für unseren Planeten ganz bestimmt und vielleicht sogar ein bisschen für deinen Geldbeutel. Klar ist auf jeden Fall: Ökostrom muss dich nicht arm machen, völlig egal, wie munter die Atomlobby solche Behauptungen in die Welt schreien mag.
Warum also nicht schon heute den Tarif wechseln – und jedes Jahr bis zu 1222 Tonnen Treibhausgase (pro Kopf!) sparen? Und das Beste: Du selbst musst bloß einen neuen Vertrag abschließen, deinen Zählerstand ablesen und die Nummer der Plakette notieren – Dinge, die du wahrscheinlich in unter einer Stunde erledigt hast. Dein neuer Anbieter kündigt den alten Vertrag und kümmert sich auch um fast alles andere.
Bildnachweis:
© unsplash / Zbynek Burival