75 % weniger Insekten – die letzten fünfundzwanzig Jahre kommen zu einer alarmierenden Bilanz: Zeit, zu handeln! Hier verraten wir dir, wie du deinen Garten oder Balkon in ein Insektenparadies verwandelst und wirkungsvoll zur Artenvielfalt beiträgst. Spoiler: Klingt aufwändig oder schwierig? Ist es nicht!
Inhaltsverzeichnis
Lass’ es blühen – hilft aber nur, wenn du die richtigen Pflanzen wählst
Einer der wichtigsten Gründe für das Insektensterben: Unseren geflügelten Freunden fehlt es an Nahrung – vor allem in Städten sind Grünflächen rar und oft mit Zierblüten bepflanzt. Diese sehen zwar hübsch aus, bieten aber leider wenig bis gar kein Futter.
Regel Nr. 1 lautet deswegen: Hol dir nektar- und pollenreiche Pflanzen ins Beet oder auf den Balkon. Diese sollten bunt gemischt sein (Insekten lieben Vielfalt!) und das ganze Jahr über blühen – während Bienen nur im Frühling und Sommer durch die Lüfte schwirren, sind andere Insekten sogar im Herbst oder Winter aktiv.
Damit du weißt, welche Blumen sich eignen, haben wir eine kleine (unvollständige) Liste für dich angefertigt. Schau’ auch, wie viel Sonne dein Garten oder die Terrasse bieten und entscheide dich erst dann für passende Pflanzen – manche mögen es schließlich wärmer, andere bevorzugen ein schattiges Plätzchen.
Januar bis März
- Gartenkräuter: Bärlauch, Rosmarin
- Sträucher: Haselnuss, Kornelkirsche, Winterjasmin, Weiße Forsythie
- Stauden: Lungenkraut, Blaukissen, Enzian, Windröschen, Küchenschelle, Busch-Windröschen
- Gehölze: Katzenweide, Lorbeer Schneeball
April bis Juni
- Gartenkräuter: Echte Bergminze, Schnittlauch
- Sträucher: Bauernjasmin, Weißdorn, Hundsrose, Brombeeren, Himbeeren
- Stauden: Lavendel, Steinkraut, Kugelblume, Spitzwegerich
- Gehölze: Kolkwitzie, Felsenbirne, Vogelbeere, Apfelbaum, Kirschbaum, Johannisbeere, Mispel, Quitte, Zwetschge
Juli bis September
- Gartenkräuter: Oregano, Salbei, Thymian, Ysop, Schnittlauch, Bergbohnenkraut, Liebstöckel, Bergminze
- Sträucher: Schwarzer Holunder, Heidelbeere, Flieder
- Stauden: Königskerze, Schafgarbe, Steinklee, Wegwarte, Natternkopf, Blutweidrich, Katzenminze, Mädesüß, Wilde Malve, Hufeisenklee, Fetthenne, Witwenblume, Kugeldistel
- Gehölze: Trompetenbaum, Hibiskus
Oktober bis Dezember
- Gartenkräuter: Gold Apfel Salbei
- Sträucher: Fingerstrauch, Buschklee, Sieben-Söhne-des-Himmels, Säckelbume
- Stauden: Knöterich, Aster, Herbstanemone, Rittersporn, Herbstenzian, Ringelbume, Chrysanthemen, Efeu, Heidekraut, Mönchspfeffer
- Gehölze: Bartblume, Bienenbaum
Auch beliebt: Jegliche Pflanzen, die so mancher Hobbygärtner als „Unkraut“ aus Beeten und Wiesen zupft – zum Beispiel Brennnesseln, Disteln, Löwenzahn, Klee, Gänseblümchen oder Taubnesseln.
Lass Bienen, Hummeln & Co bei dir einziehen
Zu viel Asphalt und gestriegelte Gärten lassen dringend benötigte Nistplätze verschwinden. Abschliffe schaffen kannst du mit Insektenhotels.
Noch besser: Kreiere natürliche Nistplätze. Diese werden zum einen lieber angenommen und siedeln zum anderen weitaus mehr Arten in deinem Garten an – denn manche Insekten bevorzugen unterirdische Rückzugsorte.
Schütte an einer ruhigen und sonnige Lage kleine Sandhaufen auf, lass verblühte Stauden den Winter über stehen, verteile hier und da leere Schneckenhäuser, verzichte auf Fugenfüllungen zwischen den Bodenplatten, stapele abgestorbene Baumäste zu einem Haufen oder stelle hohle Pflanzenstängel und Bambusröhrchen auf – mit all diesen Schritten lockst du mehr Insekten in deinen Garten und bietest ihnen wahrhaftig natürliche Nistplätze.
Richte wilde Ecken in deinem Garten ein
Wenn du deinen Garten zum Insektenparadies machen möchtest, solltest du einzelne Ecken der Natur zurückgeben: Lass sie so richtig verwildern – in dem Schutzgebiet wird ab sofort kein Rasen mehr gemäht, niemand betritt die Fläche, das Laub bleibt liegen, die Früchte an den Sträuchern und Brennnesseln sowie anderes „Unkraut“ darf gedeihen.
Mag einigen Hobbygärtner ungepflegt erscheinen, ist für unsere Artenvielfalt aber eine Wohltat – schließlich finden Insekten gerade in Städten kaum naturbelassene Ecken.
Sehr sehr wichtig: Bitte gärtnere nachhaltig!
Der Insektenschwund geht vor allem auf eine Sache zurück: Die Landwirtschaft. Zum einen vernichtet sie Lebensräume und bietet in Monokulturen angebaut nur wenig Nahrung. Zum anderen – noch wichtiger – lassen chemische Pflanzenschutzmittel unzählige Bienen, Hummeln und Co verenden.
Hast du bereits Futterpflanzen und Nisthilfen aufgestellt, solltest du deswegen unbedingt die Finger von Giftkeulen lassen. Wer mit Köpfchen gärtnert, fährt trotzdem reichhaltige Ernten ein.
- beuge Schädlingen vor: Vermeide Staunässe, entscheide dich für resistente Sorten und pflanze diese in Mischkultur und Fruchtwechsel. Auch Beet-Barrieren wie Schneckenkanten verhindern einen Schädlingsbefall.
- bekämpfe Schädlinge natürlich: Solltest du trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Blattläuse oder Spinnmilben entdecken, vernichten Nützlinge (zum Beispiel Nematoden) diese 100 % natürlich. Größere Tiere wie Schnecken kannst du manuell absammeln.
Und: Gegen so manchen unerwünschten Besucher lässt sich ein nachhaltiges Pflanzenschutzmittel brauen – etwa aus Brennnesseln, Zwiebeln und Knoblauch oder Neemöl. - dünge – aber „richtig“: Auch Dünger kräftigt die Widerstandskraft deiner Pflanzen. Selbst gemacht, krümmt er Insekten keinen Flügel – zum Beispiel aus Kaffeesatz, Eierschalen oder Brennnesseln.
Keine Lust auf Experimente? Dann entscheide dich gerne für nachhaltige Fertigdünger oder Gründüngung: Hier verbessert eine Aussaat aus Klee, Buchweizen, Ringelblumen oder Lupinen den Nährstoffgehalt des Bodens.
Schütze unsere Insekten vor Gefahrenquellen
Hast du deinen Garten oder den Balkon zum Insektenbuffet verwandelt und bietest du unseren geflügelten Freunden auch Nistplätze an, wird es bei dir wahrscheinlich schon sehr bald summen und brummen. Damit das so bleibt, solltest du im letzten Schritt mögliche Gefahrenquellen aus dem Weg schaffen:
- lege einen Stock in jedes offene Gewässer (Regentonne, Plantschbecken, Vogeltränke) – sollte ein Insekt hineinfallen, kann es herausklettern.
- wenn du eine Vogelfutterstation hast, stelle diese in einiger Entfernung von Insektennistplätzen und Futterpflanzen auf – gehört zwar zur Natur und auch Rotkehlchen und Co sind hungrig, so bleibt das Gleichgewicht aber bestehen.
- schütze Insektenhotels mit einem Netz. In einiger Entfernung übergestülpt, vermeidest du, dass Spechte bei deinen Bienen anklopfen.
Fazit: Lass’ es summen und brummen – mit minimalem Aufwand!
Pollenreiche Pflanzen ins Beet oder den Balkonkasten setzen, hier und da etwas Sand aufhäufen und verblühte Stauden stehen lassen – es ist so leicht, deinen Garten insektenfreundlich zu gestalten! Richtig gut, wenn es dir gelingt, all diese Tipps umzusetzen. Aber selbst wenn du „nur“ einige Dinge änderst, trägst du bereits zu mehr Artenvielfalt auf unserem Planeten bei.
Wie sieht es aus? Hast du längst einen insektenfreundlichen Garten, Balkon oder Blumenkasten? Schick uns gerne ein Foto und lass weitere Tipps in den Kommentaren da!
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