Biomüll in wertvollen Humus verwandeln, anstatt ihn verbrennen zu lassen – das klappt sogar ohne Garten oder Balkon. Mit einer Wurmkiste. Was dahinter steckt und wie ein solcher Komposthaufen funktioniert, erfährst du hier. Spoiler: Als Freund*in des nachhaltigen Lebensstils wirst du am Ende dieses Textes wahrscheinlich deine Geldbörse zücken wollen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Wurmkiste?
Kurz: Ein Mini-Komposthaufen für zuhause, manchmal auch „Wurmfarm“ genannt. Hier leben hunderte Würmer, die Obst- und Gemüseabfälle in „Wurmhumus“ (festen Dünger) und Wurmtee (flüssigen Dünger) verwandeln.
Gut möglich, dass auch dir jetzt die wahrscheinlich häufigste Frage in den Kopf rauscht: Stinkt das denn nicht? Nein. Deine neuen Mitbewohner sind geruchsneutral. Steigt ein unangenehmes Düftchen auf, ist etwas schief gegangen – was dahintersteckt, erfährst du später.
3 Gründe, warum du deine Wurmfarm lieben wirst
Hipster-Kram oder super nützlich? Interessiert du dich für Nachhaltigkeit, beschert eine Wurmkiste dir gewiss viel Freude – aus mindestens drei Gründen.
Endlich kompostieren – klappt sogar in der kleinsten Wohnung
Der beste Platz für eine Wurmkiste: Das ist nicht der Garten, die Terrasse oder der Balkon. Sondern deine Wohnung. Häufig als Hocker designt (inkl. Sitzkissen!), produziert die Farm auf allerkleinstem Raum hochwertigen Kompost – dieser ist sogar reichhaltiger als gewöhnlicher Gartenkompost und besitzt eine fünf- bis siebenfach höhere Düngewirkung.
Sieh’ deinem Müllberg beim Schrumpfen zu
Du träumst von einer Biotonne, aber der Vermieter stellt sich quer? Her mit einer Wurmkiste! Deine neuen Mitbewohner lieben es, Obst- und Gemüsereste zu vertilgen – und deinen Müll zu reduzieren.
Gönn deinen Pflanzen den wahrscheinlich wertvollsten Dünger
Bio-Abfälle im Hausmüll? Eine unglaubliche Verschwendung! Verfüttere ihn an Würmer und sie schenken dir feinsten Humus. Besonders nährstoffreich, verbessert er den Boden, stärkt deine Pflanzen und macht es Schädlingen oder Krankheiten schwer, sich auszubreiten – und zwar besser als jeder Kompost, den du kaufen kannst!
Der optimale Standort: Wohin mit der Kiste?
Deine Wurmkiste fühlt sich an fast jedem Ort wohl – vorausgesetzt, es herrschen Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad. Soll sie auf dem Balkon oder der Terrasse stehen, kontrolliere die Intensität der Sonneneinstrahlung. Gönne deiner Wurmfarm außerdem ein regengeschütztes Plätzchen. Gerade kräftige Schauder sollten sich lieber nicht über sie ergießen.
Der wahrscheinlich beste Standort: deine Küche. Ohne schwankende Temperaturen oder Regen kann hier kaum etwas schiefgehen – und der Weg vom Schneidebrett zur Wurmfarm ist kürzer.
Was fressen die Würmer – und was nicht?
Der Speiseplan deiner Würmer entscheidet, wie gut es ihnen geht – und ob Gerüche entstehen. Neben der Wahl des Futters spielen sechs Grundregeln eine wichtige Rolle:
- Ist das Material trocken, werden deine Würmer es nicht anrühren. Stell gerne eine Sprühflasche in Reichweite und lass es „regnen“. Faustregel: Das Innere der Kiste sollte sich wie ein feuchter Schwamm anfühlen.
- Schneide das Futter in kleine Stücke. So vergrößerst du die Oberfläche und hilfst den Würmern, deine Lebensmittelreste besser zu verwerten.
- Sorge für Abwechslung auf dem Speiseplan – auch Würmern vergeht der Appetit, wenn du ihnen Tag für Tag das gleiche Essen servierst.
- Deine neuen Mitbewohner bevorzugen Bio-Futter. Zwar kommen sie mit chemisch behandelten Lebensmitteln klar. Während sie diese zersetzen, reichern sich allerdings Giftstoffe in ihrem Körper an.
- Verfüttere genug (angefeuchtetes!) Papier bzw. Karton – deine Würmchen benötigen die Fasern. Ein optimaler Speiseplan setzt sich aus 20 % Papier und 80 % Frischzeug zusammen.
- Reiche das Futter mehrmals täglich in kleinen Portionen oder tische alle drei Tage eine größere Menge auf.
Mit diesen sechs Regeln wird deine Kiste zum Wurmparadies. Zeit, das Büffet zu eröffnen! Aber Achtung: Nicht alle Lebensmittelabfälle gehören auf die Speisekarte!
Was den Würmern schmeckt:
- Obst- und Gemüsereste
- Kaffeesatz
- Teeblätter und Teebeutel
- Unkraut und Laub
- Eierschalen
- Pflanzenreste
- Biokunststoff (je nach Zertifizierung)
- Pappe, Zeitungspapier und Karton – diese sollten 20% des Speiseplans ausmachen. Wichtig: Kein Hochglanzpapier!
Bitte nicht verfüttern:
- Fleisch
- Brot
- Getreideprodukte
- Hochglanzpapier
- Mariniertes
- Gesalzenes
- Gekochtes
- Zitrusfrüchte- und schalen
- Katzenstreu
- Knochen
- Giftiges und Chemikalien
- Schimmliges
- Zwiebeln
- Knoblauch
- Milchprodukte
Wie viel Futter brauchen die Würmchen?
Jeder deiner Würmer wiegt 0,4 Gramm und benötigt täglich die Hälfte seines Eigenwichtes an Futter – also 0,2 Gramm. Startest du mit einer „Lebend-Wurmmasse“ von 250 Gramm, verdauen sie ca. 125 Gramm Biomüll. Bei guten Lebensbedingungen (Temperatur, Feuchtigkeit, Vielfalt des Speiseplans), verdoppeln sich die Würmer alle drei Monate.
Faustregel: Oben sollte eine 2-4 Zentimeter dicke Schicht aus frischem Biomüll liegen. Wenn du das oberste Material beiseite schiebst und darunter Kompostwürmer zum Vorschein kommen, hast du alles richtig gemacht!
Aber… Stinkt das denn nicht?!
Aus deiner Kiste mieft es? Dann ist etwas schief gegangen – hier sollte nichts stinken. Vermehrtes Naserümpfen weist auf Fäulnisprozesse hin. Wahrscheinlich hast du zu viel gefüttert oder mit der Sprühflasche übertrieben.
Die gute Nachricht: Das Problem ist schnell behoben. Entsorge den aufliegenden Biomüll und mische frische Zeitungsschnipsel unter den Kompost. Achte in Zukunft darauf, das Futter nicht zusammenzupressen – Kartoffelschalen, Kaffeesatz und Pappe sollten locker aufeinanderliegen.
Fazit: Tolles Produkt, gerade für Städter und Naturbegeisterte
Würmer in der Kiste – eine Idee, die seltsam anmuten mag. Wer jedoch genauer hinsieht, dem offenbart sich die Genialität hinter diesem Produkt: Ab sofort kannst du auch als Städter deinen Bio-Abfall kompostieren – und musst ihn nie wieder an den Hausmüll (= Verbrennungsanlage) verschwenden. Obendrauf gibts unzählige neue Mitbewohner, die auf der nächsten Hausparty sogar das dickste Eis brechen!
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